Kriegsende 1945 im Bühren

Bericht: Georg Hoffmann Sommer 2020

 

Einmarsch der Amerikaner

Einmarsch amerikanischen Truppen ins heutige Südniedersachsen.

Quelle aus Video: Mein 1945 - Norddeutsche erinnern sich an das Kriegsende

 

Allgemein

Kriegsende April 1945 in der Region Hann. Münden.

 

In Sturmbooten setzte die 23. Infanterie-Division am Freitag, 6. April, bei Hemeln über die Weser. Zwar hatten die Deutschen zuvor die Brücken gesprengt, aber die Amerikaner errichteten Pontonbrücken, welche auch Panzer tragen konnten. Der Vormarsch der US-Truppen in Südniedersachsen ging mit bis zu 30 Meilen (ca. 48 KM) am Tag zügig voran. Den Soldaten fiel auf, dass ihnen kaum noch reguläre Kampfeinheiten gegenüberstanden. Sie beschrieben in ihren Aufzeichnungen „Magen-Bataillone“, Truppen, die aus Erkrankten bestanden, die aber noch fähig waren, ein Maschinengewehr zu bedienen. Mit Alten, Hitlerjungen und Lazarettinsassen im Volkssturm versuchten die Nazis, den Alliierten letzte Gegenwehr zu bieten.

 

Einnahme der Stadt Hann. Münden am 07. April 1945
Fast 10 Jahre nach ihrem Bau wurde auf besonderen Befehl von Adolf Hitler in der Nacht des 6. April 1945 die Autobahnbrücke über die Werra bei Laubach gesprengt.

Die Stadt Münden wurde bis dahin vom Pionier-Ersatzbataillon 29, vom III. Volkssturm-Bataillon sowie einigen "Versprengten" verteidigt. Es waren eine Vielzahl von Flak-Geschützen, die durch RAD-Kräfte bedient wurden, in Stellung gebracht. Auf allen Höhen waren Stellungen ausgebaut und mit ca. 500 Pionieren besetzt worden. Die Verteidigung der Stadt wurde durch die Flusslage als natürliche Hindernisse begünstigt. Die "Mündener Kriegszeitung", ein "Aufklärungs- und Mitteilungsblatt" der Kreisleitung Hann. Münden, appellierte in gewohnter Weise an den Widerstandswillen der Bevölkerung.

 

Karte
Skizze Stadtarchiv Hann. Münden

 

Die 2. US-InfDiv mit dem 273. InfRgt, dem 777. PzBtl, dem 661. PzJägerBtl und dem 269. Btl hatte somit keine leichte Aufgabe. Der erste Angriff des 273. InfRgt. gegen 12.00 Uhr verlief zunächst auch erfolglos. Erst am frühen Nachmittag gelang der Werraübergang und die Besetzung der Dörfer Wiershausen und Lippoldshausen. In Hann. Münden selbst dauerten die Straßenkämpfe bis gegen 22.00 Uhr, dann war der Widerstand gebrochen. 172 Soldaten des PiBtl. gingen in Gefangenschaft.
Bei der Einnahme der Stadt fielen am 07.04. insgesamt 71 deutsche Soldaten und zwölf Zivilpersonen. Die Verluste der US-Truppen sind nicht bekannt.

 

08. April 1945: US-Truppen überqueren die Weser in Höhe WÜPL (US-Filmmaterial)

 

Fotos

Kriegsende am 7.4.1945 in Bühren

 

Augenzeugenberichte Frühjahr 2020:

 

Christa Dörhage     Tiestr. 4

Marie Schiller          Dransfeld

Schwester von

Helmut Korf            Unterdorfstr.26

Helga Rinke            Hintergasse 3

Lydia Feilke            Hüling 2

Oskar Korf              Hintergasse 13

Günter Krekeler      Nitzgrund 1

 

.

Am 6.4.1945 setzten amerikanische Infanterie- Soldaten bei Hemeln über die Weser.

Am Abend des 6.4.1945 wurde von mehreren Männern aus Bühren im Dorf eine Nachtwache aufgestellt. Schon tagsüber und verstärkt in der Nacht zum 7.4.1945 war Geschützfeuer aus dem Wesertal und Bramwald in Bühren zu hören

Ab ca. 8:00 Uhr wurde aus vier Geschützen aus dem Bereich Nollenholz ins Dorf geschossen. Oskar Korf (Hintergasse 13) hatte die Geschütze für einen kurzen Moment gesehen, bevor der Beschuss des Dorfes los ging und er in Deckung gehen musste.

Im Bereich „de Stanbrauke“ war eine deutsche MG- Stellung, die die vom Wesertal vorrückenden amerikanischen Truppen unter Beschuss nahm.

Vermutlich wurde aus diesem Grund von den Amerikanern ins Dorf geschossen.


Karte Einschläge

Karte mit den Orten der Granateinschläge


Durch Granatsplitter verloren zwei Personen, ein Flüchtlingsmädchen und ein polnischer Zwangsarbeiter, im Bereich der Tränke ihr Leben.

Oskar Korf, er lief gerade über den Hof, bekam einen Granatsplitter ans Bein.

 

Die verängstigten Menschen suchten Schutz in ihren Kellern.

Im Dorf befanden sich hauptsächlich nur noch Frauen, ältere Menschen und Kinder. In den meist kleinen Hauskellern saßen die Menschen dicht an dicht gedrängt. Unter den restlichen Dorfbewohnern waren viele evakuierte aus Gimte, denn die naheliegende Kaserne (heute Polizeiakademie) war ein Angriffsziel für die anrückenden amerikanischen Truppen, zumal diese dann auch bei Gimte über eine Schlauchbootbrücke über die Weser setzten. Manche der Gimter hatten auch Vieh mitgebracht.

Christa Dörhage beichtete, dass sie Schutz im Keller des Forsthauses Hemelgasse 14) fand.

Der Landwirt Richard Dörhage (Hemelgasse 1) lief den einrückenden Truppen mit einem weißen Bettlaken winkend in der Hemelgasse entgegen und verhinderte somit vermutlich weiteren Beschuss.

Auch aus dem Kirchturm hing ein weißes Bettlacken, dass vermutlich Karl Winnemuth (Hintergasse 2) aufgehängt hatte.

Vom Dorf ausgesehen, hinter dem Forsthaus, war ein deutscher Beobachtungsposten (Erdloch). Dieser war mit einem Soldaten besetzt, der von den vorrückenden Amerikanern vermutlich erschossen wurde. Sie brachten ihn auf der Motorhaube eines Militärfahrzeuges liegend mit ins Dorf.

Die amerikanischen Truppen wurden von farbigen Soldaten angeführt, die auch alle Gebäude im Dorf nach Wehrmachtssoldaten und Waffen durchsuchten.

Ihnen folgten die weißhäutigen.

Die Dorfbewohner sahen zum ersten Mal einen farbigen Menschen.

Die amerikanischen Soldaten kamen als Befreier und nicht als Unterdrücker. Mit der Zivilbevölkerung gingen sie behutsam um. Viele Kinder erhielten erstmal in ihrem Leben Schokolade. Auch sprachen einige der Soldaten etwas deutsch. Für die zurückbleibenden amerikanischen Soldaten mussten einige Familien ihre Häuser räumen, denn die Soldaten wollten in ihren Betten schlafen.

Die Panzer umfuhren das Dorf und wurden im Bereich „Stanbraucke“ gesehen.

Die Kommandantur wurde im Haus Unterdorfstraße 13 (Rahlf) eingerichtet.

 

Lydia Feilke erlebte als Kind, sie wohnte damals in der ehemaligen Filzfabrik im Schedetal, wie zu Kriegsende hunderte Flüchtlinge von Hann. Münden herkommend durch das Schedetal zogen. Ihre Mutter gewehrten dabei zahlreichen Menschen Unterkunft, bis sie selbst von amerikanischen Soldaten ausquartiert wurden und in der nahegelegenen Fabrik Kuke unterkamen.

Nachdem der Tross der amerikanischen Soldaten aus Bühren in Richtung Dransfeld/Göttingen weitergezogen war strichen die Kinder, besonders die Jungen durch das Dorf und die Feldmark, wobei sie auf verlassene Wehrmachtsstellungen mit Waffen und Munition stießen. Obwohl streng verboten, hantierten einige Jungen mit der Munition, wobei es einen tödlichen Unfall gab.

Rudi Krekeler, der damalige Ausrufer, ging mit der Glocke durchs Dorf und verkündete, dass abends ab 7:00 Uhr Ausgangssperre befohlen war und dass beim

damaligen Bürgermeister Hermann Gerke Grund 12 alle Waffen abgegeben werden müssten.

Als Besatzung nach den Amerikanern kamen belgische Soldaten. Sie waren nicht mehr so freundlich zu den Bewohnern. Der Ton und Umgang waren sehr ruppig. Für die Kinder gab es auch schon mal Schläge, oder sie nahmen den Leuten einfach ohne Grund ihre Werkzeuge weg. Rund 10 Soldaten blieben für längere Zeit und nisteten sich vermutlich im Gasthaus Winnemuth am Tie ein. Wo sie als Machtbeweis ein MG auf der Theke präsentierten.

Mitte des Jahres 1945 wurde Bürgermeister Herman Gerke durch die damalige Militärregierung abgesetzt und der Ackermann Heinrich Wilhelm Schucht Nitzgrund 6 kommissarisch als Bürgermeister eingesetzt.

Im Spätherbst 1945 begann für die Kinder wieder der Schulunterricht.

Nach der ersten freien Wahl wurde der im Dorf beliebte Hermann Gerke wieder Bürgermeister.

Siehe auch „Bührener Chronik“ Seite 280.

 

In Nachbardorf Ellershausen gab es durch eine SS-Stellung große Gegenwehr., Deshalb wurde das Dorf stark von den Amerikanern beschossen und dabei zahlreiche Häuser zerstört.

 

Gegen Mittag des 8. April 1945 wurde die Stadt Göttingen kampflos eingenommen.

In den umliegenden Dörfern signalisierte ebenfalls die Bevölkerung durch Anbringen von weißen Bettlaken an den Häusern ihre bedingungslose Kapitulation.

 

LogoZeitzeugenbericht von Magdalene Helm

 

 

 

 

 

 

 

 

Ehrenmahl für die Gefallenen und Vermissten

des Ersten und Zweiten Weltkrieges.

 

Das Ehrenmal steht in der Ortsmitte, auf dem erhöhten Vorplatz der Kirche.

Ehrenmal für die 21 Gefallene im 1.Weltkrieg

Maße des Steins ca.:4,00 X 2,00 X 1,00 m

 

Ehrenmal für die 32 Gefallene im 2. Weltkrieg

Maße des Steins ca.: 1,60 X 1,30 X 1,0 m

 

Ehrenmal für die 21 Vermisste im 2. Weltkrieg

Maße des Steins ca.:1,40 X 1,00 X 0,80 m

 

Der Stein für das Denkmal der Gefallenen im ersten Weltkrieg stammt aus dem Bramwald, dem Forstbezirk „Mündener Tor“.

Nach mündlicher Überlieferung (Hermann Winnemuth Tiestr. 18) wurde dieser mit dem Pferdegespann und dem Brauereiwagen der Brauerei Wahler aus Hann. Münden ins Dorf transportiert.

Die beiden kleineren Steine sollen auch aus diesem Forstbezirk stammen.

 

 

Ehrenmal