Die Bührener Hirten

Hermann Winnemuth

Ein Bericht von  Hermann Winnemuth

Die nachfolgendeText wurden als Otiginal übernommen.

Fotos/Repro Georg Hoffmann
 

Tie

 

 

Die Hirten waren bei der Realgemeinde angestellt und wurden bei den Versammlungen der Bauern auf dem Tie gewählt.

Es wurden die zuverlässigsten Männer des Dorfes dafür ausgewählt.

 

Die Schweinehirten von Bühren

 

Friedrich Schmidt    Hüling 4       

von Anfang der 1920er Jahre – 1945

Ernst Pagel              Oberdorfstraße 4

Willi Ritter                 Unterdorfstraße 30 

bis Anfang der 60er Jahre

 

 

 

Der Tie in Bühren

Horn

Im Sommer mittags um 1:00 Uhr ging der Schweinehirt hornblasend durch das Dorf.

Am Schmiedeberg

Die Bauern öffneten die Schweineställe und die Sauen folgten allein dem Hirten.

Zeicnung von FB Jünemann

Bis Anfang 1960 diente im Sommer der Westhang des Teich- und des Sandbergs dem letzten Schweinehirten Willi Ritter aus Bühren als Weidefläche (Hute). Tagsüber fanden 200 bis 220 Schweine hier ihre Nahrung.

Hermann Winnemuth berichtet weiter, dass der Hirte sein Horn gleich vorn am alten Sportplatz, heute Reisemobilstellplatz, in einen Baum hing.

Sie als Kinder hatten beim Vorbeigehen dann in das Horn geblasen. Dafür gab es immer Gewettere vom Hirten. Nicht jeder hatte aber einen Ton herausbekommen.

Austrieb im Unterdorf

Am Nachmittag zwischen 5:00 Uhr und ½ 6, wurde zurückgetrieben. Der Hirte blies in sein Horn, die Bauern öffneten wieder die Ställe, die Schweine kannten ihren Weg und liefen selbständig nach Hause.

Eintrieb in der Grund

Heinrich Schmidt Hüling 4

Nur die Schweine, die das erste Mal ausgetrieben wurden, waren gekennzeichnet und wurden in den Stall geführt.

Auf dem Mühlberg

Im Winter, wenn es nicht stürmte und schneite, wurden die Schweine auf den Mühlberg (heutige Sportplatz) getrieben. Sie kamen dann schon zwischen 3:00 Uhr und ½ 4 zurück.

Schmidt und Pagel hatten zur Unterstützung einen Hund.

Die Hirten besaßen privat zwei Eber zum Decken. Wurde eine Sau gedeckt, musste der Eigentümer das sogenannte „Deckgeld“ zusätzlich bezahlen. Der Hirte merkte sich dazu die Sau, in welchen Stall sie am Nachmittag lief.

Bei Fam. Helm

Magdalene Helm und Willi Ritter 1960

 

Im Sommer wurde der ältere Eber kastriert und im Winter vor Weihnachten geschlachtet. Das Schlachten bestellte Friedrich Schmidt beim Schlachter August Winnemuth (Tiestr. 18) mit den Worten:“ Die alte Wurst schmeckt nicht mehr. August antwortete: “Dann müssen wir wohl wieder schlachten“.

Im Frühjahr wurde auf einer Auktion in Northeim dann wieder ein neuer Eber gekauft.

Pferdegespann mit Ackerwagen

Dazu fuhren F. Schmidt und A. Winnemuth mit Pferd und Wagen nach Northeim.

Das Geld zum Kauf für den Eber erhielt der Hirte als Darlehn von der Realgemeinde.

Vor dem 2. Weltkrieg bekamen die Bauern für ein paar Ferkel 30,00 RM. Die Fickelhändler kamen aus Barterode (Korte), Güntersen (Hengst) und Varlosen (Kerl).

Viehwaage

 

 

1948 befand sich neben dem Tie die Viehwaage. Heute seht hier das Buswartehäuschen.

Alle Schweine des Dorfes mussten gewogen werden. Mit dem Gemeindestempel wurden die Schweine gekennzeichnet, die vorgeführt wurden. Da der Abdruck dabei stark verschmierte, kamen einige Pfiffige auf die Idee, den Stempel aus Pflanzkartoffeln nach zu schnitzen und haben somit das Wiegen und Registrieren umgangen.

Walter Krekeler

 

 

 

 

Zu Silvester gingen der Schweinehirt und der Gemeindediener durch das Dorf und gratulierten zum Neuen Jahr.

Karl Schmidt, der Sohn des Schweinehirten, blies dazu vor den Häusern kurz ins Horn. Die Bauern bedankten sich mit selbstgemachtem Schnaps oder Wein und einem Trinkgeld.

 

 

 

 

 

 

 

Gemeindediener Walter Krekeler 1963

 

Der Gänsehirt von Bühren

August Winnemut

Nach Erzählung von August Winnemuth Tiestr. 18

 

Karl Winter Hintergasse 13 war um1900 Gänsehirt in Bühren.

Gehütet wurden die Gänse im Bereich der alten Flachsrotten (Schedequelle).

 

 

 

Die Schäfer von Bühren

 

Bis ca.1930 gab es in Bühren einen Schäfer.

Es war ein gewisser Beck Hintergasse 1.

Sein Vorgänger war Heinrich Filthut aus Güntersen.

Im Sommer blieb die Herde draußen, wobei die Feldwege abgeweidet wurden. Der Pferch wurde auf den zu pflügenden Feldern aufgeschlagen. Die Bauern waren sehr interessiert, dass die Herde auf ihr Feld kam, da ihre Köttel ein guter Dünger war, der mit untergepflügt wurde. Oft reichte der eigene vorhandene Mist nicht aus.

Im Winter waren die Schafe in den Ställen.

Große Bauern besaßen so um die 20 Schafe. Schlachter August Winnemuth Tiestr. 18 besaß vier Stück.

Bei schlechtem Winterwetter ging der Schweinehirt Friedrich Schmidt von Haus zu Haus zu den Schafbesitzern und kämmte deren Wolle. Dazu durfte im Herd nur Buchenholz verbrant werden. In der heißen Asche wurde der Wollkamm glühend gemacht und in einer Vorrichtung auf dem Schlachtetisch befestigt. Über diesen heißen Kamm wurde die Wolle ausgekämmt, die in an den Winterabenden von den Frauen versponnen wurde.

 

 

 

Die Gemeindediener

 

Karl Prell, war auch der Totengräber     Nitzgrund 13

Albert Pagel                                         Hüling 15

Georg Rappe                                       Grund 12

Willi Ritter                                            Unterdorfstraße 30

 

Einen Tag vor der Kirmes hatte Karl Prell die Aufgabe auszurufen:

Morgen ist Kirmes, die Straßen sind zu säubern. Schweinescheiße und Pferdekützel sind zu entfernen!

Weiter wurde ausgerufen, wann beim Realgemeinderechnungsführer der Hirtenlohn und das Eber- bzw. das Bullendeckgeld bezahlt werden musste. Zusätzlich erhielt der Bullenhalter, zuletzt Willi Dörhage Oberdorfstraße 3 pro Decken 40 Pfund (20 Kg) Hafer von den Bauern.

 

 

 

Zusätzliche Aufgaben des Lehrers

 

Der Verfasser ist unbekannt.

Neu aufgeschrieben am 10.02.2001 von Georg Hoffmann

 

Für eine Anstellung als Lehrer hier in Bühren war es Voraussetzung, dass die Person das Bührener Platt sprach.

Es bestand für den Lehrer (als Küster) die Verpflichtung, im Frühling, Sommer und im Herbst durch Läuten der Dorfglocken das Zeichen zum Beginnen und Beendigen der Arbeit auf den Äckern zu geben.

Morgens um 7:00 Uhr: Die Ackerleute zogen mit ihren Gespannen hinaus und verrichteten ihre Arbeit auf dem Felde bis zum Mittagläuten um 11:00Uhr. Der Wiederbeginn der Arbeit nach dem Mittag wurde mit dem Läuten um 2:00 Uhr bekanntgegeben. Ende der Feldarbeit war abends um 6:00 Uhr. Dazu wurde wieder geläutet. Als Entlohnung erhielt der Küster, ein sogenanntes „Läutekorn“ von 25 Pfund (12,5 Kg) pro Landwirt.